Digital fühlt sich nicht an! Eine Liebeserklärung an den Druck…

Instagram, Flickr, 500PX, Google+, Tumblr, Pinterest, Facebook, Twitter,… und wie sie alle heißen. Momentan werden – je nach verwendeter Quelle – geschätzt wohl irgendwas um die zwei Milliarden – in Zahlen: 2.000.000.000 – Fotos pro Tag irgendwo hochgeladen und geteilt.

Dazu kommen natürlich noch weitere Milliarden von Bildern, die nicht geteilt in den Clouds liegen oder auf den Festplatten der Computer und den Speicherkarten der Kameras und Handys gespeichert sind. Man kann mit Sicherheit sagen, dass die Welt noch nie so “gut” fotografiert war und vor allem, dass noch nie so viele Bilder öffentlich gemacht wurden. Die Folgen für die Fotografie, sowohl als Beruf als auch als Kunst- oder Ausdrucksform, wurden häufig untersucht und sind hinlänglich bekannt. Das alles kann man zwar prinzipiell oder in Teilen gut oder auch weniger gut finden, ändern wird sich daran nichts. Auch wenn ein klein wenig mehr analog uns sicher gut tun würde… 😉

Diese Entwicklung kann man nicht stoppen! Aber man kann sich ihr zumindest soweit widersetzen, dass die digitale Speicherung von Bildern (oder eher von Bildermassen) sowie das flüchtige durchscrollen von Fotos auf dem Handy nicht die einzig verbleibende Form der “Veröffentlichung” von Fotos werden. 5K-Monitore und ultrascharfe Handy- und Tabletdisplays in allen Ehren, aber Fotos – zumindest eine gewisse Auswahl davon – gehören gedruckt! Auf Papier! Kein noch so toller und “farbenfroher” Monitor kann das haptische und ästhetische Vergnügen eines gedruckten Fotos ersetzen – nicht an der Wand und in der Hand schon gar nicht. Und das liegt nicht nur daran, dass man Drucke nicht einfach schnell weiterscrollen oder -wischen kann. Von dem Vorteil, dass niemand einem 800 gedruckte Fotos als Ausbeute seines letzten Urlaubs zeigen wird mal ganz zu schweigen… 😉

Auch ich will mich gar nicht dem Digitalen versperren. Seit nunmehr zwölf Jahren ist die analoge Kamera ersetzt, das Fotolabor sogar schon länger unter Plastikhüllen und in Kartons gepackt und im Keller verschwunden. Das alles hat ja auch Vorteile und hat uns Möglichkeiten eröffnet, die vor 20 oder 30 Jahren völlig undenkbar waren. Und bei allem manchmal verständlichen Wunsch nach Entschleunigung genieße ich die Möglichkeit, meine Bilder noch am gleichen Tag – oder zumindest sehr bald nach der Aufnahme – bearbeiten zu können. Und zu drucken.

Hier wären wir beim Thema. Und das ist nicht immer soooo einfach, aber auch nicht soooo schwer. Mit ein paar wenig aufwendigen Maßnahmen – wie der Monitorkalibrierung und der Nutzung von Farbprofilen im Workflow – kann man auch zu Hause wirklich tolle Drucke erstellen. Und braucht dafür nicht Equipment für zig Tausende von Euro zu besitzen. Ein guter Drucker für DIN A3+ oder sogar für DIN A2 ist für deutlich unter oder eben um die 1000,- Euro zu haben. Ich nutze einen Monitor der, sagen wir mal, ganz OK ist und habe diesen mit einem Spyder irgendwas Hardwaretool kalibriert. Für alle drei Geräte zusammen komme ich auf ca. 1200,- bis 1300,- Euro. Wer nicht professionell und 100% farbecht für Werbekunden liefern muss (ist das Magenta wirklich DAS Magenta?), sollte damit super klarkommen. Ich bin zumindest bei 95% der Fotos sehr zufrieden damit…

Etwas mehr Mühe und Zeit zum Testen habe ich jedoch auf die Auswahl des Papiers verwendet. Papier ist natürlich so gar nicht gleich Papier. Für irgendwelche 9×13-Ausdrucke von Strandbildern ist das egal; jedes Fotopier kriegt das hin. Wer jedoch wirklich qualitativ sehr gute Ausdrucke in den Händen halten möchte, muss sich hier schon sehr gut umsehen und wahrscheinlich auch sehr speziell auf seine Bedürfnisse und seinen Geschmack zugeschnitten eine – oder sogar mehrere – Papiersorten auswählen. Das war zu Laborzeiten ja auch nicht anders. Es gibt zwar hier eine ganze Reihe von Herstellern, aber wenn man wirklich das Beste haben will, fallen fast alle weg und es bleiben zwei, drei übrig. Ich habe mich hier im Laufe der Jahre zunächst auf die Papiere der Firma Hahnemühle eingeschossen – was auch nach wie vor eine sehr gute Wahl ist. Wenn ich ein rein mattes Papier nutzen möchte, dann nehme ich nach wie vor deren PhotoRag 308. Immer noch toll anzusehen, aber der letzte Punch fehlte mir oft doch. Auf der anderen Seite empfand ich persönlich die halbglänzenden und stärker strukturierten Papiere von Hahnemühle meist als “einen Tick too much” – aber jeder Jeck ist ja bekanntlich anders.

Nach längerer Suche und einigen Zufällen bin ich schließlich bei der Firma Sihl gelandet. Sihl bietet mit seiner MASTERCLASS-Serie auch eine Reihe von qualitativ sehr hochwertigen Papieren für den FineArt-Druck an. Zu den glänzenden Papieren kann ich nicht viel sagen – sie sind für meine Art der Fotografie halt wenig geeignet. Fashion- und Beautyfotografen werden das vielleicht ganz anders sehen. Es gibt jedoch innerhalb der Serie ein Papier, dass es mir dann besonders angetan hat: das Satin Baryta Paper 290. Es versteckt sich in der Linie unter dem Label “Black & White” und nicht unter den glänzenden oder matten Produkten. Und es ist auch ein wundervolles Papier für Schwarz-Weiß. Allerdings nutze ich es mit großer Freude auch für Farbdrucke. Eine tolle Haptik, eine wunderschöne, leicht strukturierte und nicht zu glänzende Oberfläche und fantastische, tiefe Schwarztöne haben es im Moment zu meinem Favoriten – und fast auch zum einzigen Papier, das ich nutze – gemacht.

Lange Rede, kurzer Sinn: geht hin und druckt! Jetzt egal auf welchem schönen Papier. Aber lasst den Druck von Fotos nicht aussterben, nicht nur für Museen und Ausstellungen! Instagram ist witzig und völlig OK. Ich für meinen Teil freue mich aber jedes mal wie ein Kind, wenn ich einen großen Ausdruck auf schwerem Papier in den Händen halte. Das sieht man übrigens den Gesichtern von Freunden auch an, wenn man ihnen so die Bilder präsentiert. Und bei gutem Licht ist so ein sorgfältig gemachter Ausdruck auch optisch nicht zu toppen…

5 Comments

  • Hallo Martin,

    wie bzw. wo drucke ich denn auf gutes Papier, und welches Papier kannst du da empfehlen?

    Bin völliger Laie, aber deine Seite finde ich super und stelle einfach mal ne Frage.

    Beste Grüße

    • Hallo Stefan,

      ich denke, Du meinst mich und nicht einen Martin, oder? Zur Frage: Im Text erwähne ich ja einige Hersteller von guten Papieren, aber es gibt sicher noch ein paar mehr. Gute Fotodrucker gibt es von Canon, Epson & Co. Aber man muss sich damit natürlich etwas beschäftigen und z.B. das Farbmanagement verstehen. Oder Du kannst zu Online-Diensten gehen, die auch hochwertige Papiere nutzen, wie z.B. Whitewall & Co.

      Vg Peter

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