Ohne 24er geht es nicht! Das Fujinon XF16 F1.4
Update 19.02.2019:
Hier gibt es einen etwas angepassten und auf weitere Weitwinkelobjektive angepassten Artikel (English only).
Here you will find a newer article adapted for a few additional wide-angle lenses.
Welch ein bescheuerter Titel!
Das könnte man denken und läge ja auch nicht ganz falsch damit. Aber ohne diese Brennweite geht es wirklich nicht, sie ist sozusagen mein ganz persönliches Fenster zur Welt.
Und ja, natürlich meine ich damit den Bildwinkel oder das Sichtfeld, aber ich bin alt und spreche daher trotzdem lieber von Brennweite und meine damit die 24mm aus den Tagen des Kleinbildfilms. Was also nun kommt ist eher eine Hommage an eine “Brennweite”. Aber ein bisschen eben auch an ein Objektiv, das diese wieder mit großem Glanz vertreten könnte…
Wie ich die Welt sehe… oder eine Hommage an eine Brennweite
Seitdem ich irgendwie das erste Mal das Geld für halbwegs vernünftige und spannende Objektive zusammenbekommen konnte, waren stets zwei Dinge immer dabei: ein Superweitwinkel(zoom) und ein lichtstarkes 24er. Seit meiner Trennung von Nikon besitze ich allerdings aus den verschiedensten Gründen ersteres nicht mehr. Letzteres dafür sozusagen nun doppelt. Seit Nikon damals das 1,4/24 auf den Markt gebracht hatte, bin ich von hochlichtstarken Weitwinkelobjektiven geradezu abhängig. Und hier vor allem von der Brennweite 24mm (oder wieder deren… aber das spare ich mir in der Folge). Ein Fotograf hat mal alles, was weiter ist als 24mm, als “geschwätzig” bezeichnet. Diese Auffassung teile ich allerdings nicht ganz, bzw. gilt dies meiner Meinung nach eher für Landschaftsfotografen (der ich so gar nicht bin). Ein Superweitwinkel ist für Reportagen oder Dokumentationen oft extrem hilfreich – zumindest wenn man sich traut, damit auch extrem nah ran zu gehen. Aber ansonsten ist das “24er” zu meinem Lieblingsobjektiv geworden. Ich habe mich so sehr daran gewöhnt, dass es in meinem Lightroom-Katalog extrem häufig – und in den unterschiedlichsten Situationen genutzt – auftaucht. Längere Brennweiten als 90mm (oder deren Equivalent) habe ich dagegen seit vielen Jahren gar nicht mehr. Ich kann damit schlicht und ergreifend fast nichts anfangen. Meine Welt ist daher auffallend häufig in 24mm gepackt…
Und dass es nicht für Portraits geeignet sei, ist selbstverständlich auch nur so ein Gerücht…
Auch auf meiner Olympus steckte später und bis heute das 2,0/12 fast immer auf der Kamera. Und es ist auch sehr gut, dabei ausreichend lichtstark, pfeilschnell beim Fokussieren und so klein, dass es niemanden verschreckt. Eigentlich bräuchte ich für m43 kaum ein anderes Objektiv…
Allerdings – und das ist nun wirklich Jammern auf höchsten Niveau – der allerletzte Punch fehlt diesem Objektiv leider manchmal. Oder, um es vielleicht präziser zu formulieren und damit fair zu sein, er fehlt eher dieser Kombination aus Objektiv und der Sensorgröße bei MicroFourThirds. Die Möglickeiten der Freistellung von Objekten schwinden nun einmal besonders im Weitwinkelbereich bei kleineren Senoren. Daran lässt sich leider nicht rütteln. Zwischen 2,0/12 auf m43 und 1,4/16 auf APS-C liegen nun einmal zwei Blenden – bezogen auf die Schärfentiefe. Das ändert nichts daran, dass die Ergebnisse oft sehr gut, aber eben nicht immer außergewöhnlich sind… wobei das für mich in den allermeisten Fällen nicht wirklich schlimm ist, vor allem wenn man es bei der Umsetzung eines Bildes direkt berücksichtigt. Nur eben manchmal… 🙂
Die Wende
Neulich hatte ich ja geschrieben, dass das Fujinon XF35 F2 zusammen mit der X-Pro2 den entscheidenden Ausschlag gegeben hatte, letztlich doch bei Fujifilm einzusteigen. Das stimmt auch immer noch, ist aber nur ein Teil der gesamten Geschichte. Diese begann eigentlich mit der Vorstellung des XF16 vor einiger Zeit. Wenn ich eines nämlich wirklich vermisst habe nach dem Verkauf der Nikon, dann eben genau dieses: ein extrem lichtstarkes und gleichzeitig sehr gutes Weitwinkel mit diesem Bildwinkel. Hin und wieder habe ich sogar etwas neidvoll auf das 24er Leica Summilux-M geschielt, hätte mir aber eher die Hand abgehackt als diese Summen für eine M plus Objektiv auszugeben. Nun (also natürlich schon länger, aber nun eben auch wieder bei mir) gibt es außerhalb der Leica- und der DSLR-Welt wieder eine Alternative und die Frage ist, ob es auch wirklich so ist, wie ich erhofft hatte.
Kurz: ja, und noch viel mehr! Also raus aus der virtuellen Hängematte…
Die Mutter aller Objektive
Ich hatte leider noch nicht die Möglichkeit, dieses Objektiv wirklich “im echten Fotoleben” einzusetzen. Daher stehen die hier gezeigten Bilder, na ja, nur stellvertretend für das, was das Objektiv könnte, wenn man damit wirklich arbeitete. Anders ausgedrückt: Der Großteil der hier gezeigten damit gemachten Bilder ist Review-Bullshit. Trotzdem steht eine Sache für mich bereits fest: Dieses Objektiv rockt total und das in vielerlei Hinsicht! Dafür, dass es die richtige Lichtstärke und die richtige Brennweite hat, kann es natürlich nix. Das ist eine Frage der Vorliebe. Wenn man diese aber wie ich nun mal hat, dann findet man hier einen echten Gewinner. War für mich das Nikkor 1,4/24 immer die Mutter aller Objektive, so ist dieses nun endgültig abgelöst worden. So gut ist das Objektiv. Wirklich!
Mechanisch ist es über jeden Zweifel erhaben, ist sogar geschützt gegen Staub und Spritzwasser und es wirkt sehr robust und sehr wertig. Ich habe keinen Zweifel, dass ihm ein sehr langes Leben beschieden sein wird. Der Blendenring ist gerade so fest genug, dass man nicht ständig aus Versehen die Blende verstellt (allerdings nicht ganz so toll wie beim XF35 F2). Der Autofokus ist durchaus flott, wenn auch natürlich nicht mit den kleinen m43-Objektiven zu vergleichen, aber wirklich völlig OK. Ne, sogar mehr als OK, ist gut. Ganz lautlos ist er dagegen leider nicht (grrrr), aber absolut erträglich. Trotzdem würde ich mir wünschen, Fujifilm würde hier noch mehr darauf achten. Die Technologie ist ja in der Firma vorhanden und das ist ein wirklich wichtiges Detail bei AF-Objektiven. Schließlich noch ein paar Worte zur Größe: Ja, es ist wirklich nicht ganz klein. Aber irgendwo sind die Grenzen der Physik und damit auch die Möglichkeiten in der Konstruktion eben erreicht und im Vergleich zu einem 1,4/24 für Kleinbildsensoren ist es dann doch noch ein Stück kleiner und sogar locker 30% leichter. Dennoch, nicht wundern… es ist schon ein ganz schöner Brocken und auf einer X-Pro oder X-E für meinen Geschmack sogar einen Tick zu groß. Irgendwie passt es dann doch besser auf eine X-T… aber das wäre ein anderes und schwieriges Thema.
Apropos X-Pro… eine sehr schöne Sache gibt es doch zu berichten. Auch wenn für die 16mm Brennweite kein richtiger Leuchtrahmen mit Parallaxenausgleich im OVF mehr zur Verfügung steht, so sieht man (im Modus mit der Vergrößerung 0,36x) dennoch den entsprechenden Bildwinkel im Sucher und hat sogar noch vier markierte Ecken, die diesen Bildwinkel anzeigen sollen – etwa analog zur X100 mit Weitwinkelkonverter. Für mich ist das wirklich wichtig, da ich auch mit diesem Objektiv den optischen Sucher noch sehr gerne nutze. Bei einer anderen und wirklich entscheidenden Sache kann man dann endgültig ganz ruhig die Füße hochlegen: der Optik.
Dieses Objektiv ist optisch wirklich ein absoluter Knaller. Legt die Messcharts oder Auflösungstests beiseite! Die sagen heutzutage fast nichts mehr aus… es gibt kaum wirklich unscharfe Objektive mehr. Das Bild allein zählt. Und dieses Objektiv macht definitiv mehr als ausreichend scharfe Bilder, wenn man es will. Das ist nicht das lichtstarke Objektiv unserer Opas à la Nikkor 1,4/35 aus den 70ern! Und es kann noch so viel mehr. 15cm, um auch mal eine Zahl zu nennen. Das ist der Minimalabstand, bis zu dem man noch fokussieren kann. Vom Bildsensor entfernt gemessen, versteht sich. Eine Eigenschaft, die zusammen mit der enormen Blendenöffnung dazu verleitet, es viel zu häufig zu machen… man muss eher aufpassen, dass die Bilder dadurch nicht zu eintönig werden… 😉
Gegen starke Lichtquellen fotografieren? Kein Problem. Verzeichnung? Keine gesehen (auch nicht in den Lightroom-RAWs). Bokeh? Ich liebe es, wobei das natürlich Geschmacksache ist und man gut erkennen kann, dass es nicht so total “smooth” ist. Im Gegensatz zum XF35 F2 z.B. ist es deutlich unruhiger – wobei ich sagen würde: Es hat mehr Charakter. Ich würde daher eher dazu neigen, es hier etwas in die Richtung einiger alter Objektive sehr klassischer Bauweise zu schieben. Besonders, wenn der Fokuspunkt sehr nah und der Hintergrund sich klar dahinter abbildet, fällt dies auf. Bei Weitwinkelobjektiven mag ich das sehr, bei Portraitobjektiven dagegen nur manchmal und auch nur sehr dosiert.
Fazit
Für mich – auf gut Neudeutsch – ein absolutes Must-have! Zusammen mit dem zauberhaften 35er kann ich damit sicher an die 90% dessen, was mich fotografisch interessiert, “erschlagen”. Und zwar ganz ausgezeichnet…
P.S.
Ja, ja, der Preis. Was soll ich sagen? Ist kein Schnäppchen, aber ehrlich gesagt auch kein Wucher. Diese Qualität hat nun mal ihren Preis und ein 1,4/24 von Nikon kostet nahezu das Doppelte, vom Rotpunkt… Allerdings möchte ich nicht verschweigen, dass mir die aktuelle Aktion von Fujifilm mit dem doppelten Cashback für das teurere Objektiv die Sache doch noch etwas leichter gemacht hat. 🙂
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Ja, optisch wie mechanisch ist dieses Reportageweitwinkel allererste Sahne. Zusammen mit dem genialen 1,2/56 mm die ideale Kompaktausrüstung für viele Zwecke. BTW, es ist zwar prima, dass Fujifilm seinem 1,4/16 mm eine tulpenförmige Streulichtblende aus Kunststoff serienmäßig beilegt, die hier im Bild zu sehende als Zubehör erhältliche rechteckige Geli aus massivem Metall sitzt jedoch erheblich sicherer im Bajonett und schützt wirksamer vor Streulicht. Weil sie mich am 16er überzeugt hat, habe ich mir die nach dem gleichen Muster konstruierte Blende auch für mein 1,4/23 mm gekauft. Für mich sind diese beiden professionellen Blenden jeden Cent wer, den sie kosten.
Hallo Frank,
ja, mittlerweile bin ich überzeugter denn je von diesem Objektiv. Es ist für mich wirklich DAS OBJEKTIV. Was ich nicht soooo erwartet hätte: der Wetterschutz ist mir plötzlich deutlich wichtiger geworden als zuvor gedacht. Am Mittwoch in aller Herrgotts Frühe habe ich auf einem Schiff auf der Nordsee in strömenden Regen für ca. 30 Minuten eine Kampagne fotografiert. Kamera und Objektiv wurden dabei so nass, als ob ich sie 15 Minuten unter der Dusche gehabt hätte. Beiden ist nichts passiert! Das 10-24 dagegen musste ich recht schnell in der Tasche verschwinden lassen… Es ist wirklich optisch und mechanisch das nahezu perfekte Objektiv!
P.S. Ja, ja, die Gegenlichtblende… ich konnte auch nicht anders. Ist aber nicht nur hübsch, sondern auch wirklich sinnvoll und super robust.
[…] den aktuell eingeschlagenen Weg beschreitet und weitere Gewinner, wie das XF35F2 oder das XF16, rausbringt. Und hoffentlich auch irgendwann einige interessante Brennweiten neu auflegt… […]
Wenn ich das so lese, dann juckt es mich in den Fingern mir wieder eines zu kaufen – was hat der Stockografie aktuell zu G.A.S. geschrieben?
Ich freue mich außerordentlich für Dich, denn das ist schon ein tolles Objektiv. Hatte in einem Anflug von G.A.S. vor einiger Zeit eines gekauft und mich gefragt, ob es mein XF23 und mein Samyang 12/2.0 ersetzen könnte. Die Metall-Geli war natürlich auch direkt dabei.
So sehr ich dieses Objekiv ob seiner ausgezeichneten Konstruktion, der noch besseren Bildqualität, und der genialen Eignung für Nahaufnahmen auch mochte, ich sehe die Welt in 35mm und so habe ich es schweren Herzens wieder verkauft, weil ich es einfach nicht häufig genug genutzt habe und die 24mm einfach ungewohnt waren, zwischen 35 und 18mm.
Die Kehrseite der Medaille war, dass ich mein XF23 noch mehr lieben gelernt habe und in diesem Wissen in Kürze das XF23mmF2 bei meinem Fotohändler abholen werde. Das 23/1.4 wird aber nie weggegeben, denn die 1.4er Blende, die tolle Bildqualität, und der stets zuverlässig berechenbare Bildeindruck sind für mich einfach zu viel wert. Ach und XF23mmF1.4 + Metall-Geli + X-Pro2 sieht einfach toll aus und ist eine Freude beim Fotografieren.
Ja, man sollte schon aufpassen, die Geräte nicht über die Fotografie zu stellen 😉
Manchmal gelingt mir das ganz gut, manchmal werde ich aber auch schwach… und gelobe dann Besserung. Beim 16er hatte ich dieses schlechte Gewissen aber natürlich so gar nicht…
Vg Peter
Bin froh, dass ich das mittlerweile ganz gut im Griff habe. Die X-Pro2 war eine Liebe auf den zweiten Blick, da ich eigentlich die X-T2 wollte, aber sie ist einfach die Kamera für mich und hat sich in diversen Ausflügen und einem längeren Urlaub schon beweisen dürfen.
Abgesehen davon: Schöne Seite, schöne Artikel, toller Schreibstil. Liest man echt gern.
… bei mir zwar auf den ersten Blick, aber mit ein paar Streitigkeiten unter Liebenden 😉
Abgesehen davon: Danke für die Blumen!
[…] möchte ich mich hier deutlich reduzieren… und vielleicht eben nicht das sonst grandiose XF16 mitnehmen. So wie es aktuell aussieht, komme ich da aber nicht drumherum und es wird neben dem […]
[…] some of the German readers remember my glowing review on the XF16 (German only). Therefor, this choice might sound quite comprehensible. But what made me change my […]
[…] wise I have nothing to add to my former reviews of the XF16 (German only), the XF18 and the XF35F2 (German only). All three are very good to exceptional lenses […]
Ein herrlicher Bericht-danke. War DER Grund für meine Kaufentscheidung.
Hallo Rene (so geschrieben?),
vielen Dank und ich hoffe (und bin sicher), Du wirst es nicht bereuen.
VG Peter
Hallo Peter, René so. Ging in der Anmeldung nicht. Bin da aber nicht so empfindlich. Objektiv kommt nächste Woche. Ich hatte es mir 2 Tage geliehen und war schon recht begeistert, aber noch etwas unentschlossen, was die Brennweite anbelangt. Das 35 habe ich schon 20. 000 Bilder lang. Mag ich sehr, aber häufig fehlt mir halt schon ein bisschen was in der Breite. Die Unentschlossenheit bzw. Unsicherheit verschuldete das 23 1.4. . Auch klasse, aber im Nahbereich nicht sehr praktisch und den finde ich beim 16 er ganz klasse. Muss mich da mal mehr damit beschäftigen. Wünsche eine schöne Zeit. Viele liebe Grüße!
Hallo René (dache ich mir eigentlich),
ja, die Qual der Wahl ist da schon beträchtlich. Ich habe das große Privileg, alle drei besitzen zu dürfen – und alle drei sind toll und haben ihre Daseinsberechtigung. Vielleicht hast Du in meinem zweiten Post zum 18er gelesen, dass ich das 16er weniger benutzt habe, als es das eigentlich verdient. Ähnlich geht es mir mit dem 23er. Beide Objektive sind in vielerlei Hinsicht “besser” als das 18er, aber der Formfaktor des Kleinen ist schon ein Pfund, welches oft entschieden hat bei mir. Allerdings bleibt es dabei, dass das 16er von den größeren und schwereren Objektiven das interessanteste ist. Denn es ist optisch einfach unfassbar gut und die irre Naheinstellgrenze macht es wirklich nochmals zu etwas Besonderem. Ich wollte mich in diesem Jahr wieder etwas mehr damit beschäftigen – dieses Objektiv hat es verdient.
VG Peter